Muttermilch und Karies und Kariesursachen

MonifloriMoniflori

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bearbeitet 9. 11. 2015, 22:09 in Stillen
Begünstigt Muttermilch, bei Kindern die über ein halbes Jahr hinaus gestillt werden, die Entstehung von Karies?

Solange Babys ausschließlich gestillt werden, besteht keine Gefahr Karies zu entwickeln. Ab dem Zeitpunkt ab dem es zusätzlich zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel erhält kann Karies entstehen, denn ab diesem Zeitpunkt erhält das Bakterium Streptokokkus mutens einen Nährboden und kann aggressive Säuren bilden und den Zahnschmelz zerstören. Streptokokkus mutens lässt sich in den meisten Mundhöhlen der Erwachsenen nachweisen. Übertragen wird dieser auf die Mundhöhle des Kindes durch Ablecken von Schnuller, Flaschensauger, Löffel durch die Betreuungsperson. Zahnärzte empfehlen einen Speicheltest bei der Mutter und eine Behandlung bei nachgewiesenem Befall mit Kariesbakterien.

Muttermilch schützt vor Karies
Muttermilch enthält zwar einen hohen Anteil an Kohlehydraten. Der Kohlehydratanteil der Muttermilch besteht zu 95% aus Laktose, einem Zweifachzucker, der im Dünndarm gespalten wird in Glucose und Galaktose, sowie zu 5% aus Oligosachariden, bei denen inzwischen über 100 verschiedene Verbindungen nachgewiesen wurden.

Kariesbakterien sind nicht in der Lage die Laktose als Energiequelle zu nutzen. Sie bevorzugen einfache Zucker wie Glucose und Fructose. (Rugg-Gum et al. 1985)

Muttermilch ist eine „lebende Substanz“. Sie enthält zum Beispiel lebende Zellen, die Bakterien bekämpfen, Enzyme wie das Laktoferrin, das Bakterien bindet sowie Immunglobuline, die ein schädliches Bakterienwachstum nicht zulassen.

Für die Entstehung von Karies ist ein Bakterium verantwortlich, das sogenannte Streptokokkus mutens. Gelangt dieses Bakterium in die Mundhöhle des Kindes wird es aktiv durch das Laktoferrin, IgA und IgG der Muttermilch vernichtet und kann sich nicht ausbreiten. ( Mandel I. : 1996). Muttermilch trägt also dazu bei, dass die Kariesbakterien aktiv bekämpft werden und keinen Nährboden zur Ausbreitung finden. Der ph-Wert der Muttermilch verursacht keine Veränderungen am Zahnschmelz. (Pamela Erikson, 1999)

Korrektes Saugen an der Brust verhindert das Umspülen der Zähne mit Muttermilch
Wenn das Baby die Brust korrekt erfasst und aus Brustwarze und einem Mundvoll Brust einen natürlichen Sauger bildet ist während dem aktiven Saugen die Mundhöhle abgedichtet, die Muttermilch gelangt direkt in den Rachen. Süße Muttermilch kann die Zähne nur umspülen, wenn das Kind nuckelt und die Brust nicht mehr korrekt erfasst hat. Von daher sollten Mütter darauf achten, dass das Baby aktiv saugt und dann die Brust loslässt und nicht weiternuckelt. Solange die Zähne nur mit dem Zucker der Muttermilch konfrontiert werden besteht auch hier keine Gefahr, dass Karies entstehen kann. Häufiges Stillen tagsüber und häufiges nächtliches Stillen nach Bedarf steigert die Karieshäufigkeit nicht. ( Weerheijm KL, 1998).

Wie entsteht Karies?
Ab dem Zeitpunkt des Zahndurchbruchs können die typischen Kariesbakterien (Streptokokkus mutans) sich in der Mundhöhle des Kindes einnisten. Bakterien produzieren dann Säure, wenn sie Nahrung finden. Dann greifen sie mit der produzierten Säure die Zähne an und zerstören den Zahnschmelz.

Hauptursachen für die Kariesentstehung
Zucker:
Einfachzucker (Monosacharide) wie zum Beispiel Glucose, Fructose sowie Zweifachzucker zum Beispiel die Saccharose werden als Süßungsmittel verwendet. Diese Zucker nähren und fördern das Wachstum der Streptokokki mutans, die für die Kariesentstehung verantwortlich sind. Ein häufiger Genuss von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln unterstützt das Bakterienwachstum.

Besiedelung der kindlichen Mundhöhle durch Kariesbakterien:
Übertragen werden diese durch den Kontakt mit dem Speichel der Betreuungsperson zum Beispiel durch das Ablecken von Sauger, Schnuller und Löffel bei der Nahrungsgabe. Nicht sanierte Zähne der Betreuungsperson unterstützen die Übertragung der Kariesbakterien, nach dem Motto „je mehr vorhanden sind, desto mehr können übertragen werden“.

Verminderter Speichelfluss:
Ein guter Speichelfluss verhindert Bakterienwachstum. Ein verminderter Speichelfluss zum Beispiel während der Nacht, sowie eine Mundtrockenheit aufgrund der Mundatmung und mangelndes Kauen unterstützen die Ansammlung der Kariesbakterien.

Vorhandene Schmelzdefekte an den Zähnen:
Diese können schon beim heranwachsenden Baby in der Schwangerschaft angelegt werden. Eine Mangelernährung der Mutter, eine fieberhafte Erkrankung, sowie eine Antibiotikabehandlung in der Schwangerschaft oder genetisch bedingte Schmelzdefekte könne hierfür die Ursache sein.

Schlechte Mundhygiene:
Ab dem Durchbruch des ersten Zahnes sollten die Zähne mit einer fluorhaltigen Zahnpasta nach dem Essen geputzt werden. Defekte Zähne sollten nach dem Entdecken baldmöglichst saniert werden.

Schlechte Essgewohnheiten:
Der häufige Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken nährt die Kariesbakterien und unterstützt die Entstehung von Karies. Milchprodukte hingegen schützen die Zähne vor Karies. Milch enthält viel Phosphor und Kalzium und trägt zu einer Remineralisierung des Zahnschmelzes bei. Käse zum Beispiel hebt den ph-Wert im Mund an und verhindert damit eine Demineralisierung der Zähne. (Denise Both, 3/2003).

Dauernuckeln zum Beispiel an Milch- und Saftflaschen führt dazu, dass die Zähne sehr lange mit zuckerhaltigen Nahrungsmitteln konfrontiert werden. Dies führt zu einer Begünstigung der Kariesentstehung.

Prävention von Karies bei Säuglingen und Kleinkindern
Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten und Teilstillen so lange Mutter und Kind es wünschen.
Schnuller, Sauger nicht ablecken, sondern mit Wasser abspülen. Bei der Gabe von Beikost sollte die Betreuungsperson den Löffel nicht ablecken.
Bei der Beikosteinführung auf den Zuckergehalt achten und ein zu viel vermeiden.
Ungesüßte Getränke anbieten.
Dem Kind nicht mehrmals täglich Süßigkeiten anbieten.
Zähne nach dem Essen mit fluorhaltiger Zahncreme putzen.
Dauernuckeln an Flaschen vermeiden, die mit Milch, gesüßten Getränken oder Fruchtsäften gefüllt sind.

Verwendete Literatur:

Arnold R. et al: A bactericide effect for human Laktoferrin. Science July 15, 1977.

Both D.: Stillen und Zahngesundheit. Laktation und Stillen 3/2003

Erikson P: Investigation of the role of human milk in caries development. Ped. Dentistry 1999.

Mandel I.: Caries Prevention: Current Strategies, New Directions. JADA, Vol. 127, 1996 1477-88

Rugg-Gum et al: Effect of human milk on plaque ph in situ and enamel dissolution in vitro compared with bovin milk, lactose and sucrose. Caries Res. 1985.

Pamela Erikson: Investigation of the role of human milk in caries development. Ped. Dentistry 1999.

Weerheijm KL: Prolonged breastfeeding and nursing Caries. Caries Res.1998.

Kommentare

  • bearbeitet 30. 11. -1, 02:00
    Danke für den interessanten Beitrag, kannst du auch die Quelle angeben? Genauso auch beim Artikel das-stillforum/who-schutz-und-forderung-
    wäre sehr nett,danke, :sunny:
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 02:00
    Der Beitrag hier ist sechs Jahre alt und der andere zumindest fünf. Da wird es jetzt mit Sicherheit schwierig die Quelle nachzuliefern. Worum geht es dir denn bei deiner Frage?
  • bearbeitet 30. 11. -1, 02:00
    Wooow ich finde den Bericht auch sehr interessant! Vielen Dank :)! Meine Maus ist zwar noch nicht da, aber es ist ja immer besser, wenn man vorher Bescheid weiss :)!
  • bearbeitet 30. 11. -1, 02:00
    Es ist doch sehr gut sich schon vorher zu informieren
    Da gibt es noch mehr zu stöbern :grin:
    http://www.hebamme4u.net/baby/stillen.html
  • bearbeitet 30. 11. -1, 02:00
    der Beitrag klingt sehr glaubwürdig. Und ich als Mutter kann es nur bestätigen
  • bearbeitet 30. 11. -1, 02:00
    Ich musste mir damals sehr vieles zu diesem Thema anhören...Habe meine Tochter 13 Monate fast nur voll gestillt und wurde oft fast schon angegriffen, was ich ihr damit antue. Was soll man denn machen, wenn das Kind nichts anderes essen will :traurig41: Jetzt ist sie eine super Esserin und hat tolle gesunde Zähne, waren mit ihr vor kurzem beim Zahnarzt. Beim nächsten Kind werde ich mich nicht mehr so verrückt machen. :smile:
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