Sprachentwicklung bei 2-sprachig aufwachsenen Kindern

MupfelMupfel

917

bearbeitet 10. 02. 2010, 23:30 in Sprachentwicklung
Hallo,

ich bin mir etwas unsicher, ob der aktiv benutzte Wortschatz bei Finja mit 17 Monaten (1;7 oder?) altergemäß ist.
Für mein Gefühl tut sich seit Wochen kaum etwas an aktiv gesprochenen Wörtern, da ist der Wortschatz bis auf den Neuerwerb von Ja und Nein seit ungefähr 4 Monaten gleich.
Ich hab mal zusammen geschrieben, was ich beobachte:

Dja = Ja
Nein = Nein
Baper = Water/Trinken
Baba = Banana/Essen
buck-buck (hört sich an wie quack) = duck
Da = Da
ossa (o ist aber noch nicht richtig rund gesprochen) = Oscar -> unser Hund
car (das c/k ist aber auch mehr geschluckt als korrekt ausgesprochen) = car/Auto
Mama = Mama
Papa = Papa
Dada = Daddy
Disda = Das da/This one
bidä = bitte

Sie "spricht" in der Sprachmelodie und -intonation vollständige Sätze und ihr passiver Wortschatz ist wesentlich größer als der aktive. Sie versteht nahezu alles, was man ihr sagt, denke ich, zumindest macht sie die Sachen, nach denen ich sie frage.
Bsp.
Please go and take your shoes off!
Got and get your bip!
Please go over to the table and wait at your chair!
Throw the ball!
Do you want to go and brush your teeth?
Do you want milk?
Are you tired and want to go to bed?
Do you want Mommy to hold your hand?
Go and pick out a book you want to read!
usw.

Fragen werden korrekt mit Ja oder Nein beantwortet z.B. wenn sie müde ist und ich frage, "Do you want to go to bed", dann sagt sie "Dja" und geht zu ihrem Bett (genauso gut sagt sie aber "Nein" und läuft weg, wenn sie noch nicht müde ist :biggrin: ).

In Bilderbüchern erkennt sie bekannte Objekte problemlos wieder und zeigt nach Aufforderung drauf: Schaf, Hund, Katze, Bananen, Auto, Bauklötze, Ball usw.

Jetzt, wo ich das aufschreibe, kommt mir das schon viel vor, aber mich macht es stutzig, dass die wenigen Wörter, die sie spricht schon sehr lange im Wortschatz sind und nichts Neues dazu kommt (zumindest für mich nix verständliches Neues). Da sehe ich bei Kindern ihres Alters deutlich mehr aktiv angewendete Vokabeln. Außerdem spricht sie immer noch kein "O".

Ist das alles dennoch im Rahmen?

Kommentare

  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    für mich sieht das normal aus, zumal man bei zweisprachig aufwachsenden kindern sogar von einer erlaubten verzögerung von 6 monaten ausgeht, da der erwerb beider sprache die kompetenzen des kindes eben auch fordert. im einsprachigen erwerb würde man auch erst zwischen 18 und 24 monaten mit einem deutlichen wortschatzzuwachs rechnen, so dass finja da wirklich noch zeit hat. dass der passive wortschatz in beiden sprachen größer ist als der aktive, ist auch normal. welche sprache hört und nutzt sie denn häufiger ?
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    für mich sieht das normal aus, zumal man bei zweisprachig aufwachsenden kindern sogar von einer erlaubten verzögerung von 6 monaten ausgeht, da der erwerb beider sprache die kompetenzen des kindes eben auch fordert. im einsprachigen erwerb würde man auch erst zwischen 18 und 24 monaten mit einem deutlichen wortschatzzuwachs rechnen, so dass finja da wirklich noch zeit hat. dass der passive wortschatz in beiden sprachen größer ist als der aktive, ist auch normal. welche sprache hört und nutzt sie denn häufiger ?

    Danke Franziska.
    Ich hab ihre zwei Lieblingswörter auch unterschlagen: leash und keys. :biggrin:
    Sie hört und nutzt Englisch häufiger, wobei sich das so langsam auch mischt. Unser Freundeskreis ist überwiegend Englischsprachig, aber die Umgebungssprache beim Einkaufen und Tagesmutter (3 halbe Tage die Woche) deutsch.
    Momentan macht es für mich den Eindruck, dass sie beide Sprachen gut versteht, aber mehr Englische Wörter aktiv spricht, was primär daran liegt, weil ich ihr mehr Zeit widme mit Bücher vorlesen, kleine Diagloge, Aufgaben etc. und ich ja auch ihre Hauptbezugsperson bin.

    Noch eine Frage:
    Ist das normal, dass sie z.B. das Wort Baba, was ursprüglich eine reine Verwendung beim Anblick einer Banane gewesen ist, jetzt global für Essen im Allgemeinen verwendet wird? Genauso wie Baper mal für Wasser stand und nun auch für Saft und Milch? Ich sag ihr zwar immer die korrekte Bezeichnung, aber sie sagt dann nur lauter und nachdrücklicher Baba, Baba, Baba, Baba. Wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat.
  • sophie33sophie33

    1,977

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hallo,

    uebergeneralisierungen (und auch untergeneralisierungen) sind typisch auch fuer den erstspracherwerb. bei uns war mal "auto" eine zeitlang die bezeichnung fuer fast alles, was - ja was? - von alleine krach macht(?). hinter die kategorierungskriterien bin ich noch nicht gekommen :biggrin: : also staubsauger = auto, auto = auto, motorrad = auto, foen = auto, usw. inzwischen ist "auto" aber wieder verloren und jetzt gibt es "brumm" = autos, mopeds, motorraeder.
    ich denke mal, das ist noch lange altersangemessen, aber das wiederum weiss franziska viel besser ;-) .

    LG
    sophie
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hihi, bei uns sagt sie zu ihrem Kinderwagen auch "Car" :biggrin:

    Und da ich vorhin noch ein Wort vergessen habe: "eyes" da sagt sie z.B. eyes und zeigt auf die Augen, wenn ich sie nach den eyebrows frage oder nach eyelashes zeigt sie zwar auf das Richtige, sagt aber eyes. Das find ich jetzt aber normal, da wäre ich doch etwas baff, wenn sie jetzt eyebrows sagen würde :biggrin: .
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mupfel schrieb:
    Noch eine Frage:
    Ist das normal, dass sie z.B. das Wort Baba, was ursprüglich eine reine Verwendung beim Anblick einer Banane gewesen ist, jetzt global für Essen im Allgemeinen verwendet wird? Genauso wie Baper mal für Wasser stand und nun auch für Saft und Milch? Ich sag ihr zwar immer die korrekte Bezeichnung, aber sie sagt dann nur lauter und nachdrücklicher Baba, Baba, Baba, Baba. Wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat.
    ja, das ist normal. das sind sogenannte übergeneralisierungen, die zeigen, dass finja beginnt wortbedeutungen und kategorien aufzubauen.
    Mupfel schrieb:
    Hihi, bei uns sagt sie zu ihrem Kinderwagen auch "Car" :biggrin:
    Und da ich vorhin noch ein Wort vergessen habe: "eyes" da sagt sie z.B. eyes und zeigt auf die Augen, wenn ich sie nach den eyebrows frage oder nach eyelashes zeigt sie zwar auf das Richtige, sagt aber eyes. Das find ich jetzt aber normal, da wäre ich doch etwas baff, wenn sie jetzt eyebrows sagen würde :biggrin: .
    alles normal ;-)

    @sophie:
    danke für deine erklärungen - ich kann dir nur zustimmen :grin:
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Vielen lieben Dank Franziska.
    Ich war wirklich leicht beunruhigt, habe allerdings beim Schreiben schon selber festgestellt, dass ich dachte, sie kann weniger Wörter. War erstaunt, dass es doch um die 15 sind. Kommt mir vermutlich so wenig vor, weil sich schon seit Wochen wenig Neues in dem aktiven Bereich tut.
  • sophie33sophie33

    1,977

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @franziska: mach ich doch gerne :biggrin: :biggrin: :biggrin: . ich kenne halt nur die groben linien des (erst)spracherwerbs und keine einzelheiten in bezug auf einzelsprachen oder gar altersangaben/-angemessenheit. insofern ist doch wenig hilfe von mir zu erwarten. das bleibt dein job :biggrin: :biggrin: :biggrin:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    berichte mal, wie es weitergeht ;-)
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mach ich.
    Das mit der Übergeneralisierung war jetzt spannend für mich. Habe gerade mal überlegt und festgestellt, dass Baper auch beim Anblick des Neckar Flusses und der Ostsee gesagt wird. Ist schon witzig, wie die das zuordnen können. Weiß man eigentlich wie das vor sich geht? Ein Fluß sieht ja nun deutlich anders aus als Wasser im Glas.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    übergeneralisierungen entstehen dadurch, dass ein kind ein merkmal einer wortbedeutung auf andere begriffe, die identische oder ähnliche merkmale haben, übertragen. damit ordnen die kinder sich die dinge der welt, weil sie denken, dass dieses andere objekt ja dann genauso heissen muss wie das, wofür sie schon einen namen kennen. das erleichtert das wortlernen anfänglich sehr, denn es limitiert die möglichkeiten der wortbedeutung für`s kind.
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    berichte mal, wie es weitergeht ;-)

    Finja wird nächsten Monat zwei Jahre alt. In den letzten Wochen hatte sie einen extremen Zuwachs an neuen Wörtern und sie wechselt spielerisch je nach angesprochener Person zwischen beiden Sprachen hin und her. Es passiert bsp., dass sie mich anspricht und 'Auto' sagt und wenn ich darauf nichts entgegnet, sagt sie nochmal 'car'. Oder sie 'spricht' mit ihrem Papa und zeigt ihre Hand und sagt 'Hand' deutsch betont und dreht sich um und sagt zu mir 'hand' in der englischen Aussprache. Sie hat jetzt mittlerweile auch gemerkt, dass sie Dinge mit Wörtern ausdrücken kann, wenn sie was möchte. Allerdings erst seit ein paar Wochen. Seit 2 Wochen sagt sie zu sich selber 'Hija' und zeigt auf sich gleichzeitig, wenn sie was möchte z.B. 'Milk' - Pause - 'Hija'. Ich nehme mal an, dass das diese Ansprache von sich selbst in der 3. Person ist, oder?

    Zweiwortsätze sind allerdings noch gar nicht in Sicht. Ich hab jetzt im U-Heft gelesen, dass das abgefragt wird und war etwas erstaunt, weil ich dachte, es wird nur der Einwortschatz abgefragt?

    Und ich hab noch eine Frage: Die Tochter von Finjas Tagesmutter studiert Sozialpädagogik und besucht gerade ein Seminar zur bilingualen Sprachentwicklung und sagte neulich, dass Finja längst 2-Wort-Sätze sprechen müßte, weil bei bilingualen Kindern die Sprachentwickung auf 2 Gehirnhälften läuft und daher im Vergleich zu einsprachig aufwachsenen Kindern kein Unterschied bestehen dürfte. Hab ich noch nie vorher gehört. Stimmt das?
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mupfel schrieb:
    Seit 2 Wochen sagt sie zu sich selber 'Hija' und zeigt auf sich gleichzeitig, wenn sie was möchte z.B. 'Milk' - Pause - 'Hija'. Ich nehme mal an, dass das diese Ansprache von sich selbst in der 3. Person ist, oder?
    ja, das würde ich auch so sehen.
    Zweiwortsätze sind allerdings noch gar nicht in Sicht. Ich hab jetzt im U-Heft gelesen, dass das abgefragt wird und war etwas erstaunt, weil ich dachte, es wird nur der Einwortschatz abgefragt?
    das ist in anbetracht der zweisprachigkeit okay. sonst ist es üblich, mit 2 jahen zwei-wort-sätze zu produzieren. das bsp. von oben könnte, wenn es keine große pause zwischen beiden wörtern gegeben hätte, ein zwei-wort-satz sein.
    Und ich hab noch eine Frage: Die Tochter von Finjas Tagesmutter studiert Sozialpädagogik und besucht gerade ein Seminar zur bilingualen Sprachentwicklung und sagte neulich, dass Finja längst 2-Wort-Sätze sprechen müßte, weil bei bilingualen Kindern die Sprachentwickung auf 2 Gehirnhälften läuft und daher im Vergleich zu einsprachig aufwachsenen Kindern kein Unterschied bestehen dürfte. Hab ich noch nie vorher gehört.
    das wäre mir auch neu :scratch.: und auch nicht ganz nachvollziehbar, da eigentlicj nur eine hemisphäre als sprachdominant gilt. üblicherweise dürfen mehrsprachig kinder bis zu 6 monate länger für einen entwicklungsschritt brauchen, weil sie eben simultan zwei oder mehr sprachen aufbauen müssen.
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Noch eine Frage: wenn wir Bücher anschauen dann zeigt sie wirklich alles richtig an. Memory spielen wir mittlerweile mit 10 Karten und mehr und Puzzel werden mit mindestens 20 Teilen gemacht, sonst sind sie langweilig. ABER: ich frage sie, wo z.B. der Frosch ist und wenn sie darauf zeigt und ich frage, was das ist, dann sagt sie 'This da'. Nur wenn ich dann sage: "This is a frog", dann sagt sie auch 'frog'. Ist das nochmal eine Barriere zwischen wissen, was etwas ist und dann es aktiv benennen? Von sich aus macht sie das z.B. wenn sie einen Bus oder ein Fahrrad sieht, dann sagt sie 'Bus' oder 'Bite', aber eben nicht nach Aufforderung.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    da könnte es eisn, dass sie die beiden verschiedenen fragewörter noch nicht versteht. die werden üblicherweise erst im dritten lebensjahr erworben.
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ah ok. Danke.
    Daran hab ich jetzt gar nicht gedacht, denn wenn ich frage: Where is Brownie? Dann stiefelt sie los und holt den. Oder 'Where is Finja?" Dann zeigt sie auf sich. Von daher war ich jetzt in der Annahme, dass sie die schon drauf hat (und das eigentlich schon sehr lange, wenn ich recht überlege?)
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    üblich ist, das fragewörter in sogenannten informationsfragen, die z.b. das subjekt, verb oder objekt eines satzes erfragen eher verstanden werden als fragewörtern, die auf fakultative angaben wie ort, zeit und art einer tätigkeit abzielen. alle zusammen werden überwiegend erst sicher um 2;6 beherrscht. dann kann es auch mal sein, dass bspw. ein where eben auch mal als what oder who verstanden wird. alternativ werden informationsfragen auch wie entscheidungsfragen (nur ja/nein-antwort möglich) behandelt, wenn das verständnis für fragewörter noch nicht oder nur sehr rudimentär ausgebildet ist.
  • MupfelMupfel

    917

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hilfe, wie komplex. Irgendwie muß man sich ja fast wundern, wie wir Menschen überhaupt sprechen können. Danke für deine Infos, Franziska.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ja, vor allem muss man sich fragen, wie babys es schaffen, diese komplexe fähigkeit erwerben können, obwohl sie ja nur einen bruchteil der kapazitäten bzw. ressourcen und kompetenzen eines erwachsenen zur verfügung haben ;-).
  • ElannaElanna

    138

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Huhu!

    Mein Sohn ist jetzt knapp 2,5 und wächst auch zweisprachig englisch-deutsch auf. Seine Sprachentwicklung ähnelt der deiner Tochter schon ein wenig, wobei seine Wortschatzexplosion ein wenig früher kam. Wie deine Tochter wechselt er auch wie auf Knopfdruck je nach Ansprechpartner die Sprache.
    Wenn er ein Wort in einer Sprache nicht kennt holt er sich den entsprechenden Ansprechpartner her und verlangt das Wort von uns- das finde ich so spannend!

    Kurz vor seinem 2. Geburtstag hat er dann eindeutig angefangen (deutsche) Zweiwortsätze zu sprechen, so bekamen wir bei der U dann schon ein Kreuz an der richtigen Stelle. Die KiÄ meinte aber, dass bei zweisprachigen Kindern das auch absolut noch im Rahmen wäre, wenn es noch nicht soweit wäre.

    Ich finde es wirklcih toll zu lesen, wie das bei euch läuft :fungif52:

    Elanna
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