Vorsicht lang...
Hallo,
zu erstmal .. ich bin neu hier und habe ganz interessiert schon viele Beiträge hier gelesen.
Meine "Erlebnis" die Geburt meiner kleinen Tochter ist nun schon 12 Monate her... aber ich habe dennoch das Bedürfnis dieses nieder zu schreiben.
Also zur Schwangerschaft selbst... es war die ganze Zeit über alles in Ordnung, ich hatte nie Blutungen oder sonstiges. Allerdings hatte ich in der Schwangerschaft des öfteren mal Probleme mit der Luft und dem Rücken.. einfach weil die "Kleine" sich immer so richtig merkwürdig hingelegt hat. Sie hat zum Schluss komplett durchgestreckt mit dem Kopf unter den Rippen gelegen und hat alles darunter liegende hoch geschoben während sie mit den Füßen unaufhörlich nach unten gedrückt hat.... (das ist für das Ende der Schwangerschaft wichtig zu wissen)
Der erste ET wäre am 7.5.2010 gewesen wurde dann aber auf den 12.5. verschoben.
Am 12.3.2010 (30+ 5 SSW) habe ich meinen Partner von der Arbeit abgeholt und wir sind in die Stadt gegangen weil wir noch ein paar ganz kleine babysachen kaufen wollten.Wir waren bloß 2 Stunden unterwegs und sind auch langsam gelaufen und haben uns keinen Stress gemacht. Dann als wir so gegen 18 Uhr zu Hause waren hatte ich leichte Unterleibschmerzen und habe auf der Toilette bemerkt dass ich auch leichte Blutungen habe. Weil ich in der Schwangerschaft nicht ein einziges mal Blutungen hatte , habe ich eine befreundete Hebamme angerufen und sie gefragt ob ich mir da Sorgen machen muss oder ob ich besser mal ins Krankenhaus fahre. Sie hat mir geraten "besser einmal zu oft ins KH als einmal zu wenig" ... das habe ich dann auch getan und eine Freundin ist mit mir ins KH gefahren. Dort wurde ich liebevoll von einer Hebamme umsorgt und sie hat ewig lange versucht ein CTG zu machen ... denn meine "kleine" hat sich immer versteckt sobald die Hebamme den Kreißsaal verlassen hat um in einen der anderen Sääle zu gehen. ;-) Nach ich glaube knapp 2 Stunden hatte sie ein relativ gutes (unauffälliges) CTG. Dann hat mich die Ärztin abgeholt und ins Untersuchungszimmer gebracht sie hat mich untersucht , mit mir gesprochen und gefragt ob ich Stress hatte oder sonstiges.. sie hat Ultraschalluntersuchungen gemacht um zu sehen ob mit der Plazenta alles in Ordnung ist usw... Nach ein paar Stunden , langen Untersuchungsgesprächen und den ganzen Untersuchungen hat sie mich nach Hause geschickt weil sie nichts finden konnte.Sie vermutete dass es ein wenig Überanstrengung war. Als ich um 1 Uhr nachts wieder zu Hause ankam bin ich sofort zu meinem Partner ins Bett gegangen und habe ihm von der Untersuchung berichtet. Um 4 Uhr bin ich dann mit Unterleibschmerzen wach geworden und bin aufgestanden um ein bisschen durch die Wohnung zu laufen. habe mich aber dann wieder ins Bett gelegt und weite rgeschlafen ... mittags waren die Schmerzen noch immer da (die Blutung hat aufgehört) ... ich habe aber gedacht "ich fahre jetzt nicht schon wieder ins Krankenhaus schließlich war gestern alles in Ordnung und nachher halten mich alle für eine hysterische Schwangere" (inzwischen weiß ich genau das war ein fehler so zu denken)
Ich habe also den ganzen Samstag mit den Schmerzen ausgeharrt die ständig schlimmer und heftiger wurden. Aus Erzählungen von anderen Müttern und Schwangeren (die ich durch ein einjähriges Praktikum bei einer Hebamme erfahren habe) , hatte ich die ganze zeit vor augen , dass WEHEN kommen und wieder gehen. Da meine Schmerzen aber durchgehend waren hätte ich niemals gedacht dass es Wehen sind sondern einfach dass meine kleine maus wieder so merkwürdig liegt und ich deshalb diese Beschwerden habe. Die ganze Nacht von Samstag auf Sonntag lag ich wach im Bett und habe mich von eine auf dei andere Seite gewälzt und bin immer wieder aufgestanden und habe mich im Badezimmer gegen eine kalte Wand gelehnt mit dem Rücken weil ich gehofft habe dass die Rückenschmerzen die inzwischen auch dazu gekommen waren wieder verschwinden. Aber nichts.... sie wurden ebenfalls immer stärker. ich bin dann ab 3 Uhr nachts wach geblieben und habe mich vor den Fernseher gesetzt. Als ich dann merkte dass ich nur noch im Vierfüsslerstand "Erleichterung" verspüre, habe ich meinen Partner geweckt und ihm gesagt dass ich jetzt eben duschen gehe und wir dann bitte ins Krankenhaus fahren. Also bin ich duschen gegangen , in der Zeit hat mein Partner meine Tasche gepackt weil ich sagte ich wolle nachfragen ob ich 1-2 Nächste da bleiben darf damit man rausfinden könne woher diese Schmerzen kommen. Inzwischen war es kurz nach 12.30 Uhr. Wir riefen ein Taxi und fuhren ins Krankenhaus. Wir kamen im kreißsaal an und ich legte mich auf die Liege um das CTG anschließen zu lassen als ich merkte dass irgednwas passiert ist .. denn plötzlich fühlte es sich an als ob ich meinen urin nicht mehr hätte halten können. Alles wurde nass... und sofort stand ich unter Schock .. denn von dem Moment an erinnere ich mich nur noch an Bruchstücke die dann durch die Erzählung meines Partners und der Hebamme zusammengesetzt wurden. Meine Fruchtblase war geplatzt und die Hebamme untersuchte mich... rannte sofort aus dem Zimmer und kam mit dem Telefon in der Hand wieder ins Zimmer... ein paar Sekunden später kam eine Ärztin angerannt und untersuchte mich ebenfalls. Sie sagte nur "SOFORT IN DEN OP... ich halte gerade beide Füße in der Hand" ... Es kamen auf der Stelle mehrere Menschen (Ärzte und Schwestern) angerannt und ich wurde auf eine andere Trage gelegt und in den OP geschoben. Mir wurde die Narkose gespritzt und es fühlte sich an als bekäme ich keine Luft mehr. Dann schlief ich ein. Als ich wach wurde hatte ich starke Schmerzen und habe im Flur einen großen Kasten stehen sehen wo 3 Menschen neben standen. Ich schlief wieder ein. Als ich wieder wach wurde stand ich mit meinem bett im Kreißsaal und zitterete so stark wie noe nie. Meine Augen waren Tränennass und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich fragte "Mein baby mein Baby.. wo ist mein baby ? Was ist mit meinem baby passiert" Mein Partner weinte und ich verstand nicht was er sagte... erst einige Minuten später ...nachdem die Hebamme mir beruhigend über den kopf und meine Hand gestreichelt hat verstand ich was er sagte... "Wir haben eine wunderschöne kleine Tochter!!!!" ich wollte sie sehen. Doch mir wurde gesagt dass sie bereits auf dem Weg in ein anderes Krankenhaus ist. Ich habe sie nicht gesehen , nicht gespürt und auch nicht an ihr riechen können. Ich weiß nicht wie lange ich noch im kreißsaal war bis ich auf ein zimmer gebracht wurde. Dort kamen dann nach udn nach Schwestern und fragten ob alles in Ordnung ist ... bis dann die Ärztin kam und mir erzählt hat was passiert ist. Ich habe in der 32. SSW eine kleine Tochter bekommen , die 38 cm klein und 1490 gramm leicht war. Sie konnte anfangs nicht alleine atmen und musste sogar reanimiert werden.Ich habe viel Blut verloren (mein Partner sagte das ganze Bett im Kreißsaal war voll mit Blut bevor ich in den OP gebracht wurde) und wäre ich eine Minute später gekommen , hätte die Ärztin nicht gewusst ob sowohl die Kleine ... als auch ICH diese ganze Sache überlebt hätten! ...meine Kleine wurde in ein Krankenhaus im angrenzenden Stadtgebiet gebracht und liegt dort auf der Kinderintensivstation wo sie unter ständiger Beobachtung und an Monitoren angeschlossen ist. Am nächsten Tag könne ich mich wenn ich wolle dorthin verlegen lassen. NATÜRLICH WOLLTE ICH DAS. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und hoffte darauf dass die Nacht schnell umgeht damit ich verlegt werden konnte. Um kurz nach 11 am Montag morgen wurde ich dann von einen Transportdienst abgeholt und in die andere Klinik gebracht. Dort wurde ich aufs Zimmer gebracht und dann hat mein Partner mich direkt mit einem Rollstuhl (ich konnte noch nicht laufen wegen den starken Schmerzen) zur Intensivstation gefahren wo ich dann in ein dunkles Zimmer gebracht wurde in dem ein großer Kasten stand. Dort war sie.. meine kleine Tochter .. ich hatte Angst aber konnte es gleichzeitig nicht erwarten sie zu sehen... ich wollte sie anfassen aber gleichzeitig traute ich mich nicht. sie war so winzig und zart.... sie hatte einen schlauch in der Nase und eine kleine Sonde.Sie war an Monitoren angeschlossen und lag nur in einer winzig kleinen Pampers eingepackt in einem winzigen Nestchen in diesem Kasten. Ich steckte meine Hand hinein und berührte sie.. sofort musste ich wieder anfangen unaufhörlich zu weinen... Von dem Moment an saß ich 22 Stunden am Tag 5 Wochen lang bei ihr am bett und habe sie nicht aus den Augen gelassen. Ich habe im Krankenhaus übernachtet damit ich ganz in ihrer Nähe bin.
Inzwischen ist sie ein jahr geworden und ist 70 cm groß und wiegt 6970 gramm. Sie muss noch immer ein bisschen aufholen aber sie hat sich prächtig entwickelt. Ein bisschen faul ist sie denn sie WILL nicht sitzen oder krabbeln ... sie ist zufrieden wenn sie auf dem bauch liegt und spielt und rumguckt. Aber es kommt. :-) Ich liebe sie über alles und bin so froh dass wir alles gut überstanden haben. Aber seit diesem Erlebnis steigen mir bei jeder Gelegenheit die Tränen in die Augen und ich weine... dann nehme ich sie in den Arm und alles ist wieder gut.
Sie ist mein ganzer Stolz, mein ganzes Leben und ich würde sie NIEMALS wieder alleine lassen !
Kommentare
59,500
Gut, dass doch noch alles gut gekommen ist!!! :happy273:
7,364
Deine Geschichte ist wirklich heftig, ich kann mir gut vorstellen, dass Du noch lange brauchen wirst um sie zu verarbeiten. Aber Deine Tochter und Du, ihr habt überlebt und könnt nun euren Weg gemeinsam gehen, das ist das Wichtigste. :fungif52:
Liebe Grüße
... und geniale Haarfarbe. ;-) Hatte ich auch lange, aber mir war das ewige Nachfärben immer zu blöd irgendwann.
42
danke fürs willkommen heißen
und ja ich hab ständig irgendeine andere Farbe drin ^^ das ewige Nachfärben ist wirklich nervig aber ich hatte sie jetzt eine ganze Weile einfach nur schwarz und nu wollte ich mal wieder etwas farbe
42
1,196
Deine Geburt war wirklich alles andere als schön. :tröst: Umso schöner ist das sie sich so toll entwickelt hat.
1,070
5,435
Wie schön zu lesen, das ALLES gut ausgegangen ist, ich wünsche dir noch viele wunderschöne Jahre mit der süssen!
1,977
Ein ganz herzliches Willkommen im Forum. :sunny:
Heftige Geschichte. Jedoch mit wunderbarem Happy End. :fungif52: Ich freue mich für Euch. Genießt Eure Zeit als Familie.
4,431
Natürlich kann man dankbar sein, dass alles "gut" gegangen ist, aber ich finde, dass man das Trauma, was man erlebt hat, nicht unterschätzen sollte.
Dass Dir nach einem Jahr noch die Tränen kommen, sollte Dir zu denken geben. Du bist da überhaupt noch nicht drüber weg!
Hat sich eigentlich in der Zeit danach mal jemand drum gekümmert, wie es DIR geht?
Meistens geht es dann ja nur noch um die Kinder und die Mütter stehen da, mit ihrem Geburtstrauma und bekommen keine Gelegenheit das aufzuarbeiten, so a la "Stell dich nicht so an! Der Kleinen gehts doch gut! Es ist ja alles gut gegangen, du solltest dankbar sein!"
Aber nein! Für solch eine Erfahrung muss man eben nicht dankbar sein! Ich finde man sollte sauer und traurig sein dürfen. Da hast du alle Berechtigung zu. Nicht auf die Kleine, sondern auf die Tatsache, dass Dir so etwas SCHRECKLICHES widerfahren ist!
Wie siehts aus? Hast du Hilfe für dich bekommen? Hast du jemanden, mit dem du darüber reden kannst? Hast du schon mal überlegt, das in einer Therpaie aufzuarbeiten? (Das fände ich übrigens mehr als angemessen.)
42
also ehrlich gesagt... nein so wirklich drüber geredet habe ich bisher mit noch niemandem drüber. :scratch.: Ich habe wo die "intensive Zeit" also die Zeit wo ich in der Klinik war diese 5 Wochen. da habe ich jeden tag mit meiner Mutter telefoniert und habe geweint.. und sie hat mir Mut zugesprochen. Aber seitdem erzähle ich zwar "meine Geschichte" aber wirklich REDEN .. nein das konnte ich bisher mit noch niemandem.Also eine Therapie.. ich habe da schonmal dran gedacht.. aber den Gedanken dann wieder verworfen weil ich denke es gibt Frauen denen geht es viel schlechter als mir und was sollte ich dem Therapeuten dann sagen ? Er würde bestimmt glauben dass ich mir das alles nur einrede oder es hochbausche oder sowas. Nein , ich weine doch "nur". Ich glaube es gibt Frauen die es schlimmer getroffen hat.
1,977
Und mal im Ernst: eine traumatische Erfahrung wird definitiv ernst genommen. Nur Mut! :fungif52:
4,431
Ich finde auch den Titel von deinem Thread mehr als heftig! Eigentlich ziegt der allein schon, wie schrecklich Du diese Erfahrung fandest.
Du bist traumatisiert! Glaub mir, das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen!
Sonst stehst Du da irgendwann so, wie ich in einem Geburtshaus am Tag der offenen Tür und hast eine waschechte Panikattacke! Das ist eher unwitzig! :thumbdown:
Unverarbeitete Traumata können von Depressionen über Schlafstörungen bis hin zu Angstzuständen und richtigen körperlichen Beschwerden (Migräne, Magenprobleme....) alles mögliche verursachen.
Jetzt mal ernsthaft!
Klar geht es anderen vielleicht schlimmer! Aber wenn du körperlich krank bist, gehst du doch auch zum Arzt, auch wenn nur eine Mandelentzündung hast! Da gibt es auch immer andere, denen es schlimmer geht. Oder wartests du erst auf den Krebs im Endstadium, bis du mal einen Arzt aufsuchst?
Eben!
Ich finde - und das gilt mich selbst eingeschlossen - viele von uns müssen ernsthaft lernen, besser auf uns selber achtzugeben!
Bei der ganzen Scheiße, die ich in der letzten Zeit erlebt habe, habe ich diese Lektion eindrucksvoll unter die Nase gerieben bekommen.
"Stell dich nicht so an!", ist ab jetzt aus meinem Wortschatz gestrichen! Und ich hoffe, ich kann Dir auch ein bisschen Mut machen, das aus deinem Wortschatz genauso zu streichen!
42
Ja das klingt einleuchtend ... ich werde wohl nochmal drüber nachdenken ob ich mal mit einem therapeuten spreche. Aber ruf ich einfach bei einem Psychotherapeuten an und sage ich hab n Problem und muss mit Ihnen sprechen .. oder muss ich von meinem haus oder frauenarzt hingeschickt werden ?! Ich komme mir so "mimosen-mäßig" vor wenn ich nach diese Art Hilfe frage. :sad:
4,431
Und "mimosen - mäßig" finde ich das nicht, sondern umsichtig und richtig.
42
1,977
wenn du mal unter "therapeutensuche" googelst, kommen da einige seiten, auf welchen du einen für dich geeigneten therapeuten suchen kannst.
:fungif52:
4,431
Klar auf die Beitragsseite ;-) , bestimmt nicht bei Dir zu Hause... :cool:
Sorry die missverständliche Formulierung....
Ich hab ihr mal ne Mail geschrieben. Vielleicht meldet sie sich ja. Wenn es ihr nicht unangenehm ist.
5,435
42
und ich habe mir nochmals Gedanken gemacht.. ich werde mich glaube ich nächste Woche mal mit Therapeuten in Verbindung setzen und mal versuchen die "Verarbeitung" in die Hand zu nehmen. Ich hoffe ich finde einen guten Therapeuten bei dem ich mir nicht vor komme wie eine "arme kleine mimose" und wo ich das gefühl habe abgestempelt zu werden . :sad:
5,435
Ich drücke dir die Daumen das du jemand tolles findest :fungif52:
59,500
4,431
Ich wüsche Dir viel Mut! :sunny:
1,977