Fragt sie doch selbst!

bearbeitet 13. 03. 2019, 12:33 in Kleinkinder
Kinder und Jugendliche sind Experten
ihrer Lebenswelt**

Kinderarmut zu vermeiden steht hoch auf der aktuellen politischen
Agenda. Wir haben Kinder und Jugendliche gefragt, was sie aus ihrer
Sicht zum guten Aufwachsen brauchen. Die ersten Ergebnisse zeigen:
Eine bessere materielle Ausstattung allein reicht nicht. Die meisten
Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind nach eigenem Bekunden gut
versorgt. Zwar gibt mehr als die Hälfte von ihnen an, sich
gelegentlich, häufig oder immer um die finanzielle Situation ihrer
Familie zu sorgen. Doch sie zeigen sich grundsätzlich zufrieden mit
ihrer materiellen Ausstattung. Aus zahlreichen Armutsstudien wissen
wir aber, dass es etwa jedem vierten Kind kaum möglich ist, am
gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Daher schlagen wir ein
Teilhabegeld vor – eine finanzielle Direktleistung, die besonders
arme Kinder und Jugendliche unterstützt.

Eine repräsentative Befragung, die Prof. Sabine Andresen von der
Goethe- Universität Frankfurt gemeinsam mit uns mit rund 3.450
Kindern und Jugendlichen durchgeführt hat, deckt allerdings Nöte
fernab der finanziellen Absicherung auf, die sonst unter der
Oberfläche bleiben. Sicherheit, Zeit mit Eltern und Freunden,
Zuwendung sowie erwachsene Vertrauenspersonen und
Beteiligungsmöglichkeiten zählen aus Sicht der großen Mehrheit der
Kinder und Jugendlichen zum guten Aufwachsen. In zusätzlichen
ausführlichen Gruppendiskussionen konnte die Studie aufzeigen, was
Kinder und Jugendliche belastet. Dazu gehört, dass sie Erfahrungen
mit Ausgrenzung machen und den Eindruck haben, keine Stimme bei
politisch weitreichenden Entscheidungen zu haben. Andresen
schlussfolgert: „Kinder und Jugendliche sind Experten. Wissenschaft
und Politik sollten sie zu ihren Rechten, Interessen und Bedarfen
systematisch und regelmäßig anhören."

Gutes Aufwachsen ist mehr als finanzielle Absicherung: Gut fünf
Prozent der Achtjährigen finden nicht, dass es in ihrer Familie
jemanden gibt, der sich um sie kümmert. Bei den 14-Jährigen sind es
sogar rund zehn Prozent. Überraschenderweise beklagen gerade ältere
Kinder häufiger die fehlende Zeit ihrer Eltern. Auch mit Blick auf
Vertrauenspersonen in der Schule hat ungefähr die Hälfte der
älteren Schüler nicht den Eindruck, dass sich ihre Lehrer um sie
kümmern oder ihnen bei Problemen helfen. Für unseren Vorstand Jörg
Dräger leitet sich daraus ab, dass die Gesellschaft insgesamt mehr
für Kinder und Jugendliche da sein muss: Besorgt blickt Dräger
deshalb auch auf eines der Studienergebnisse, laut dem sich rund ein
Drittel der Kinder an Haupt-, Gesamt- oder Sekundarschulen nicht
sicher fühlt: „Kinder müssen sich an ihrer Schule sicher fühlen
können. Das ist eine Grundvoraussetzung für Lernen und
Chancengerechtigkeit." Zudem geben 50 bis 60 Prozent der Kinder und
Jugendlichen an, nicht oder nicht sicher über ihre Rechte Bescheid zu
wissen. Je älter die Kinder werden, desto weniger haben sie den
Eindruck, tatsächlichen Einfluss auf Entscheidungen in der Schule
nehmen zu können.

Kinder und Jugendliche für Sozialberichterstattung selber befragen:
Dräger ist der Auffassung, die Politik sollte ihr Ohr näher an den
jungen Menschen haben und sie konsequent beteiligen. Er fordert eine
neue Art der Sozialberichterstattung, die Kinder und Jugendliche
direkt zu ihren Bedarfen und Interessen befragt: „Wir brauchen eine
solide Grundlage, um die Höhe des Teilhabegeldes zur Bekämpfung von
Kinderarmut festlegen zu können. Mit einer konsequenten Befragung von
Kindern und Jugendlichen ließe sich die Unterstützung und
Infrastruktur bedarfsgerecht ausrichten. Zudem können durch
regelmäßige Befragungen politische Maßnahmen überprüft und besser
angepasst werden."

Ausführliche Informationen zur Studie finden Sie hier:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/childrens-worlds/

Quelle: Newsletter der Bertelsmann Stiftung vom 27.2.2019
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